Vernetzt. Poesie und Malerei

Christel Bak-Stalter zum 85. Geburtstag

Unsere Erfahrung der Welt beruht auf sinnlicher Wahrnehmung und unserer Reaktion auf diese Eindrücke – mal emotional, mal vernunftbasiert. Solche Impressionen und Reflexe sind wichtige Bezugspunkte für die Künstlerin Christel Bak-Stalter (*1937): Sie spürt den Empfindungen nach, die Literatur und Musik auslösen und überträgt diese in abstrakte Malerei.

Die Kabinett-Ausstellung beleuchtet den intuitiven Werkprozess der in St. Ingbert lebenden Künstlerin. Um  einen malerischen Ausdruck für die von der Poesie ausgelösten Emotionen zu finden, fühlt sie sich in den Text ein, indem sie ihn handschriftlich fixiert. Dem Rhythmus und Metrum der Lyrik folgend, bringt sie dann verdünnte Farbe mit Schwämmen, Pinseln oder mit bloßen Händen auf das Papier  auf – mal pastos, reliefartig, mal durchscheinend, lasierend.

Ergänzt werden diese Werkgruppen der Jahre 2001-2004 durch neueste Arbeiten, worin sich Christel Bak-Stalter von den literarischen Vorlagen löst und ihrer eigenen Gefühlswelt annähert. In den „Elegien“ (2021) verarbeitet sie den Tod ihres Mannes. Diese informellen Bilder ist Ausdruck eigener Empfindungen, „Gefühle – über den Kopf verdaut“, so die Künstlerin.

Die Serie der „Programmierungen“ (2020/21) ergänzt die emotionale Annäherung an Poesie: Das verästelte Liniengeflecht aus schwarzer Acrylfarbe auf weißem Grund erinnert an schematische Darstellungen auf Schalttafeln. Trotzdem entstehen auch diese Werke spontan und assoziativ. Sie sind kein konkretes Abbild eines technischen Vorgangs, sondern Ausdruck der emotionalen Verschaltung der Welt.

In ihrer Malerei nähert sich Christel Bak-Stalter diesen vielfältigen Verbindungen zwischen Sinneseindrücken und  menschlichen Emotionen auf unterschiedliche Art an. Mal durch eine direkte Übertragung ihrer Empfindungen in Malerei, mal vermittelt durch die Lektüre von Poesie und Prosa, die sich in den Bildern neu erfahren lassen.

Laufzeit: 11. Februar – 29. Mai 2022